Karten sind visuelle Werkzeuge zur Darstellung geografischer, thematischer oder statistischer Informationen. Ihre Gestaltung erfordert ein ausgewogenes Zusammenspiel von Funktionalität, Präzision und Designästhetik. Ob für Print, Web oder interaktive Anwendungen – professionell gestaltete Karten machen Informationen zugänglich, verständlich und nutzbar.
1. Zielsetzung: Was soll die Karte leisten?
Am Anfang jeder Kartengestaltung steht eine klare Zieldefinition. Die Karte kann unterschiedliche Aufgaben erfüllen:
- Orientierung: Stadtpläne, Wanderkarten, Verkehrskarten
- Wissenstransfer: Thematische Karten (z. B. Klima, Bevölkerung, Wirtschaft)
- Navigation: Routenplanung mit Straßennetz und topografischen Informationen
- Dekoration/Präsentation: Kunstkarten, historische Reproduktionen, Tourismuswerbung
Je nach Einsatzzweck variieren Detailgrad, Informationsdichte und gestalterische Mittel erheblich.
2. Karteninhalt strukturieren: Was kommt auf die Karte?
Die Inhalte einer Karte müssen sorgfältig ausgewählt, gewichtet und hierarchisiert werden. Zentrale Fragen sind:
- Welche Objekte sind relevant? (Straßen, Flüsse, Orte, Grenzen, etc.)
- Wie detailliert sollen diese dargestellt werden?
- Sollen weitere Themen (z. B. Wirtschaftsdaten, Vegetation) integriert werden?
Eine Überfrachtung mit Informationen sollte vermieden werden – Klarheit und Lesbarkeit stehen im Vordergrund.
3. Maßstab und Projektion: Die technische Basis
Der Maßstab entscheidet darüber, wie stark die Realität verkleinert dargestellt wird. Gängige Maßstäbe sind etwa:
- 1 : 25.000 für Wanderkarten
- 1 : 100.000 für Übersichtskarten
- 1 : 10.000.000 für Weltkarten
Die Wahl der Projektion (z. B. Mercator, Robinson, Lambert) beeinflusst, wie Flächen und Winkel dargestellt werden – besonders wichtig bei Weltkarten oder großen Gebieten.
4. Kartenelemente: Aufbau und Struktur
Eine vollständige Karte besteht meist aus folgenden Bestandteilen:
- Kartengrafik: Der zentrale Bereich mit den gezeichneten/geplotteten Informationen
- Titel: Gibt Kontext, Thema und ggf. Region an
- Legende: Erklärt Farben, Linienarten, Symbole
- Maßstabsbalken: Zeigt die Relation zwischen Kartenmaß und Realität
- Nordpfeil: Gibt die Himmelsrichtung an
- Quellenangabe & Datum: Für Seriosität und Aktualität
Diese Elemente sollten gut sichtbar und klar voneinander abgegrenzt sein.
5. Farbgestaltung: Visuelle Ordnung schaffen
Farben strukturieren den Karteninhalt und schaffen Orientierung. Hier einige Grundprinzipien:
- Farben konsistent verwenden (z. B. Wasserflächen = Blau, Wälder = Grün)
- Kontraste beachten für gute Lesbarkeit, besonders bei Linien oder Texten
- Farbsymbolik einhalten: Rot = Gefahr, Grün = Natur, Grau = Stadt, etc.
- Farben sparsam einsetzen: Nicht mehr als 5–7 Hauptfarben verwenden
In thematischen Karten (z. B. Klimazonen) eignen sich Farbverläufe zur Darstellung von Intensitäten.
6. Typografie: Lesbare Informationen gestalten
Beschriftungen gehören zu den wichtigsten Informationsträgern in Karten:
- Schriftarten: Serifenlose Schriften wie Arial, Helvetica oder Frutiger für digitale Karten
- Unterscheidung nach Objektart: Städte fett, Flüsse kursiv, Länder in Versalien
- Platzierung entlang von Linien: Flussnamen z. B. gebogen an den Flussverlauf angepasst
- Keine Überlagerung: Texte müssen von Linien oder Flächen unterscheidbar sein
7. Symbole und Piktogramme
Zur Darstellung spezieller Objekte (Bahnhöfe, Sehenswürdigkeiten, Industrie) sind Symbole besonders effektiv:
- Einheitlicher Stil (Linienstärke, Farbigkeit, Formgebung)
- International verständlich oder erklärend in der Legende
- Ausreichend Abstand zu anderen Objekten
Symbole sollten dezent, aber prägnant sein – zu viele oder zu große Icons können die Karte unübersichtlich machen.
8. Gestaltung digitaler Karten
Digitale Karten (z. B. für Apps oder Websites) bieten zusätzliche Anforderungen und Möglichkeiten:
- Responsives Design: Karten müssen auf Desktop und Mobilgeräten funktionieren
- Interaktivität: Zoom, Layer ein-/ausblenden, Pop-ups, GPS-Integration
- Performance: Kartendaten müssen schnell und ressourcenschonend laden
- Barrierefreiheit: Farbenblindengerechte Gestaltung, Screenreader-Kompatibilität
9. Technische Umsetzung – Werkzeuge und Software
Je nach Komplexität und Zielmedium kommen unterschiedliche Programme und Systeme zum Einsatz:
- Adobe Illustrator (mit Kartografie-Plugins)
- QGIS (Open Source GIS-System mit umfassender Kartenausgabe)
- ArcGIS (professionelle GIS-Lösung für große Projekte)
- Mapbox oder Leaflet.js (für interaktive Webkarten)
10. Fehler vermeiden – typische Stolperfallen
- Unklare Symbolik oder fehlende Legende
- Farbwahl mit zu geringem Kontrast
- Unlesbare Texte (zu klein oder überlappend)
- Falscher Maßstab oder fehlende Aktualität
- Fehlende Quellenangabe bei Daten
Fazit: Kartengestaltung als interdisziplinäre Disziplin
Gute Kartengestaltung verbindet Informationsdesign, Geografie, Typografie und Technik. Sie erfordert ein tiefes Verständnis für Inhalte, Nutzerbedürfnisse und visuelle Prinzipien. Ob für Schulbücher, Tourismusprospekte, wissenschaftliche Publikationen oder Webanwendungen – professionell gestaltete Karten sind unverzichtbar für eine klare und effiziente Informationsvermittlung.